Alexander Fredro

Alexander Fredro. K. Auer. Lithografie, 1858

Alexander Fredro war ein bekannter Komödienautor und Dramatiker, der in einer polnischen Adelsfamilie geboren wurde. Er debütierte 1817 mit einer Komödie. Sein Enkelkind Andrej Scheptyckyj war der Metropolit der Ukrainischen griechisch-katholischen Kirche und Erzbischof von Lwiw. 1861 wurde Fredro zum Botschafter des galizischen Parlaments und stiftete die Gründung finanzieller Institutionen.


Jurko Prochasko.
Der galizische Graf

Alexander Graf Fredro verkörperte das eigentliche Wesen des Galizienseins auf so eine volle und vielfältige Weise, wie selten jemand das vor und nach ihm machte:
Erstens, durch seine Herkunft.
Zweitens – durch die Laufbahn: in der Geschichte seiner Identifikation und
seiner Loyalitäten.
Drittens – durch die Lebenswelt, die sich in seinen Werken widerspiegelt.
Viertens – durch die familiären, freundschaftlichen und geschäftlichen Beziehungen.
Fünftens – durch seine Tendenz, die galizische Identität zu festigen und auszubauen.
Vielleicht auch in vielerlei anderer Hinsicht.
Die Familie Fredro stammt, unter anderem, aus Rudky. Heute findet man da noch ihre Familiengruft. […]

Die Zeit von Fredros „Sozialisierung“, wie wir das heute nennen würden, fiel mit der Zeit zusammen, als ein Teil der galizischen Elite die Früchte der polnischen, so genannten „stanislauischen Aufklärung“, mitzubekommen begann: die zahlreichen Gouvernanten in dem kinderreichen Hause Fredro erzogen den Kleinen mit französischen klassischen Dramen, Werken von Rousseau und von der englischen Spottdrossel Sterne. […] Fredro wurde mit Klassik und Aufklärung erzogen, mit der hellen Kultur des französischen Rationalismus und englischer Ironie – und so blieben sein Geschmack und seine kulturellen Präferenzen lebenslang. […]

Anhand Fredros Biografie kann man nicht nur auf anschauliche Weise komplizierte und relevante Peripetien der Literaturgeschichte der damaligen Epoche beleuchten. Das Leben von Fredro ist auch eine Enzyklopädie, ein vollständiges Handbuch der damaligen Epoche des galizischen Lebens, ein einzigartiges
Galizien-Lexikon.

Prochasko, Jurko: „Halyckyj Hraf “. [Der Galizische Graf ]. In: Nezalezhnyj kulturolohitschnyj tschasopys „Ji“. Nr. 42. Lwiw 2006, S. 98 ff .