Der große Pulverturm wurde 1554–1556 erbaut und gehört zu den Denkmälern der Militär- und Verteidigungsarchitektur der Lwiwer Renaissance. Lange Zeit diente er als strategisches Waffenlager. Da Lwiw damals ein wichtiges Handelszentrum war, benutzte man den Turm in friedlichen Zeiten als Getreidelager. Seit den 1950er Jahren befindet sich im Turm das Architektenhaus und es finden hier viele Kulturveranstaltungen statt.

Ilko Lemko.
Lwiw über alles
Die achte Schule steht auf den ehemaligen Verteidigungswällen der Stadt, ca. 15 Meter vom Pulverturm entfernt, dem einzigen Teil des Abwehrsystems der Stadt, der bis heute erhalten geblieben ist. Der Pulverturm wurde 1555 aus Steinen des alten Stadtarsenals errichtet. 1559 beschoss der Magnat Łukasz Górka vom Pulverturm aus die Dominikanerkirche, um die Übergabe seiner gesetzlich angetrauten Frau – Galszka aus Ostrog, der reichsten Erbin der Königlichen Republik Polen-Litauen – zu fordern. Von demselben Ort aus schoss 1648 der Nachfolger der berühmten Patrizier-Familie Ubaldini auf den Hetman Bohdan Chmelnyckyj. Die Kugel schlug im Boden neben seinem Pferd ein. Ende des 18. Jahrhunderts gab die österreichische Regierung den Befehl aus, alle Festungsanlagen abzubauen, doch die größte von ihnen ist auf mysteriöse Weise erhalten geblieben. Seit Ende der 50er Jahre befindet sich hier das Architektenhaus. Die Räume innen sind klein, denn die Dicke der Wände beträgt bis zu drei Meter […].
1821 schlug der Berater des Gouverneurs Reizenheim der Stadt vor, auf dem Gelände der ehemaligen Verteidigungswälle einen Park zu pflanzen. Während des nächsten Jahrhunderts waren die Gouverneurswälle (so benannt, da die Residenz des Vogtes des österreichischen Kaisers, des Gouverneurs von Galizien und Lodomerien, gleich daneben lag) der beliebteste Ort für Spaziergänge der Lemberger. Den Beweis dafür sehen wir auch auf Bildern und Gravuren von damals. Majestätische Bäume – Ahorn-, Linden- und Kastanienbäume, die sich noch an Reizenheim erinnern, bilden ohne Zweifel die schattenreichste Allee der ganzen Stadt. Ein Teil des Parkes, vor allem die italienischen Pappeln dort, wurde 1900 durch einen starken Sturm zerstört.
Aus dem Ukrainischen von Olena Shyryayeva
Lemko, Ilko: Lwiw ponad use. [Lwiw über alles]. Piramida: Lwiw 2007, S. 56 f.