Der Schewtschenko-Hain

Der Schewtschenko-Hain ist ein Freilichtmuseum der ukrainischen Volksarchitektur, das sich im Landschaftspark „Znesinnja“ befindet. Das Museum wurde 1971 eröffnet, die Exponate wurden aber schon seit 1920 gesammelt, teilweise mit Hilfe des Metropoliten Andrej Scheptyckyj. Es gibt auf einer Fläche von 60 Hektar sechs ethnographische Bereiche mit über 120 Denkmälern der volkstümlichen Architektur.

Kirche im Schewtschenko-Hain. W. Chornyy. Foto, 2017

Ihor Hurhula.
Das Freilichtmuseum in Lwiw erinnert sich

an Kaiser und Bär

Auf einer Hügelkette der nordöstlichen Hänge der Lwiwer Hochebene wächst schneidig wie eine Kosakenkutschma (eine große, schwarze, kegelförmige Mütze aus Schafspelz), genau so eine wie auf dem berühmten Porträt von Taras Schewtschenko abgebildet, ein Wäldchen, das in der sowjetischen Zeit Schewtschenko-Hain benannt wurde. Taras Hryhorowytsch war selbst nie dort gewesen, so wie er auch nie in Galizien war. […] Der österreichische Kaiser besuchte dieses Gelände. Seine durchlauchte Hoheit unternahm Spaziergänge zwischen dem „Kahlen Berg“ und dem Hügel, wo mächtige Eichen und Buchen den Himmel abstützten. Man sagt, dass der Kaiser diese Gegend lieb gewonnen hatte. Großzügig, wie es sich für einen Herrn gehört, schenkte er dieses Gelände der Stadt. Und obwohl diese Hänge, steilen Anhöhen und Schluchten nicht wirklich nutzbar waren, freuten sich die Lemberger sehr über dieses Geschenk und nannten den Hain „Kaiserwald“. Seit damals hat sich vieles verändert. Zum Beispiel wurden die mächtigen Eichen und Buchen gefällt, an ihrer Stelle erhebt sich junger Wald, eine Mischung aus Kiefern, Ahornen und Hainbuchen. Die Bäume sind in geraden Linien angepflanzt und erinnern nicht mehr an den damaligen sagenhaft romantischen alten Wald, aber an traurige Soldaten, die sich dort, in Reih und Glied gezwungen, aufgestellt haben.

Aus dem Ukrainischen von Olena Shyryayeva

Hurhula, Ihor: „Das Freilichtmuseum in Lwiw erinnert sich an Kaiser und Bär“.
In: Junges Galizien, 27.05.2003, S. 15 f.

Haus im Schewtschenko-Hain. M. Melnyk. Foto, 2017