Die Kirche der heiligen Eucharistie / Dominikanerkirche

Dominikanerkirche. A. Hontscharenko. Foto, 2017

Die Dominikanerkirche wurde zu einem wirklichen Wahrzeichen der Stadt. Ursprünglich eine Klosterkirche des Dominikaner-Ordens gehört sie heute der Ukrainischen griechisch-katholischen Kirche und trägt den Namen „Kirche der heiligen Eucharistie“. Unter der Bevölkerung ist die alte Bezeichnung „Dominikanerkirche“ aber beliebter und gängiger. Erbaut wurde die Kirche zwischen 1748 und 1764 anstelle einer alten Kirche, die verfallen war. Ihren Barockstil verdankt sie dem Architekten Jan de Witte (1709–1785). Im Inneren schmücken sie viele hervorragende Bildhauerarbeiten von Matwij Polejowskyj (vier Apostel), Bertel Thorvaldsen (Grabtafel der Gräfin Dunin-Borkowska) und Anton Schimser (Denkmal des Barons Franz von Hauer). Die über dem Eingang platzierte Inschrift „Soli Deo honor et gloria“ lädt jeden Besucher ein, diesen zur Ehre Gottes gebauten Tempel zu betreten.


Ilko Lemko.
Träume im Heiligen Garten

Am Anfang der gerade nummerierten Seite der Lysenko-Straße standen fünf zweistöckige Häuser und das letzte davon war das Haus Nr. 10, in dem Milko wohnte. Diese Straße nahm ihren Anfang mit dem Haus Nr. 2, das sich auf einem Hügel erhob. Vom Balkon dessen zweiten Stockwerks bot sich, ohne Übertreibung, die schönste Aussicht auf den alten Stadtteil Lwiws, die es nur geben konnte. Die Nähe des Hauses zu den herrlichsten Bauwerken der Stadt und die Lage auf dem Gipfel des Hügels schuf diese unvergessliche Aussicht. Milko kletterte mehrmals über die Blech- und Ziegeldächer dieser fünf, miteinander verbundenen Häuser, und hielt sich lange auf dem Dachende des letzten auf. Er genoss die Aussicht des soliden, runden, alten Pulverturms, der unten, im Park „Na walach“ lag, bewunderte den eleganten, schlanken Campanile der Himmelfahrtskirche, der direkt vor ihm aufzuragen schien, und begeisterte sich für die prächtige Kuppel der Dominikanerkirche, die ein bisschen weiter rechts stand. Wenn er auf dem Dach saß, träumte er jedes Mal davon, hinüber auf den oberen Balkon des Kornjakt-Turms zu fliegen, zu dem hin es ungefähr hundert Meter weit war. Er breitete sogar seine Arme wie Flügel aus und stellte sich vor, er flöge […]. In jenen Minuten erwachten bei dem Jungen warme Gefühle zu seiner Heimatstadt, die jenen gleich waren, die man zu einer verwandten Seele empfindet. Mit den Jahren verwandelte sich dieses Gefühl in große Liebe und feste Überzeugung davon, dass seine Stadt einzigartig war, unüberschaubar und grenzenlos, wo es so viel Interessantes und Geheimnisvolles gab, dass auch ein ganzes Menschenleben nicht reicht, um all das zu enträtseln. Mit 104 Rund um den Marktplatz Rund um den Marktplatz 105 den Jahren, wenn Milko große und wunderschöne Städte besucht haben wird, die einen wahren Begeisterungsausbruch bei ihm hervorrufen werden, wird er verstehen, dass alle diese Städte nichts mehr als ausgezeichnete Geliebte sind, aber seine Heimatstadt, in die man immer gerne zurückkehrt, wo alles so warm, hübsch und altbekannt ist, wo jede Ecke schon ausführlich untersucht ist, die treue Ehefrau ist. Ebenfalls wird er gut verstehen, dass er diese Stadt um keinen Preis verlassen wird, die Stadt, in der man genau weiß, welcher Wind dir zu jeder Jahreszeit aus jeder Straßenecke entgegen wehen wird […].

Aus dem Ukrainischen von Julija Motscharna, Lyubomyr Borakovskyy

Lemko, Ilko: Sny u Swjatomu sadu [Träum e im Heiligen Garten].
Apriori: Lwiw 2010, S. 36 ff.