Die Mariä-Entschlafens-Kirche

Drei-Konigs-Kapelle. O. Diachok. Foto, 2017

Im historischen Zentrum von Lwiw befindet sich die Mariä-Entschlafens-Kirche, deren Geschichte so unruhig war wie das Leben der Stadt. Die Kirche wurde mehrmals umgebaut und rekonstruiert. Das architektonische Ensemble der Mariä-Entschlafens-Kirche besteht aus dem Kornjakt-Turm, der Drei-Heiligen-Kapelle und dem Gebäude der Kirche. Der Glockenturm und die Kapelle wurden früher als die Kirche erbaut. Die Errichtung der Kirche begann der Baumeister Pawlo Rymljanyn. Später zog man zum Bau die Architekten Wojcech Kapinos und Ambrosius Prychylnyj heran. Insgesamt dauerten die Bauarbeiten von 1591 bis 1629. Die Mariä-Entschlafens-Kirche ist im Stil der italienischen Renaissance mit Elementen altukrainischer Architektur (z. B. ihre traditionellen Kuppeln) gebaut.


Bohdan Nyzhankiwskyj.
Stach

[…] Er war an allen Ecken und Enden. Im Hof, auf den Treppen, an der Pforte, auf den Außentreppen. Jede Stunde und jeden Tag, seit jener Zeit, als Leute und Dinge in meinen Augen noch miteinander verschmolzen. Es schien mir, als ob er an mehreren verschiedenen Plätzen zugleich gewesen wäre. Man spürte seine Stimme und Schritte in der Luft sogar dann vibrieren, wenn er sich ausruhte. Es dürfte ein Gespenst und die Phantasie der noch jungen und ruhelosen Jahre gewesen sein, dennoch war es so. Aus unserem Fenster (hoher Himmel, rostige Dächer …) war abends der gepflasterte, holprige Hof sichtbar. Es war eben der Hof, wo so viele Tage und Jahre verlaufen waren. Ein furchteinflößender Hof … Die schlanken Säulen, die die Bögen der Mariä-Entschlafens-Kirche stützten, wo es immer nach Staub und alten Steinen roch, die grauen zerkratzten Mauern, die Labyrinthe aus Treppen und Stockwerken, die bebenden eisernen Außentreppen und geheimnisvollen Verstecke ergänzten seine Person. Wie alt war er denn? […] Das weiß ich bis heute nicht. Es ist aber auch unwichtig […].

[…] Der Turm der Mariä-Entschlafens-Kirche, die uralte Glocke Kyrylo, die in hunderten von Jahren geschwärzten Mauern und uralten Legenden – alles das war, mein lieber verstorbener Freund, uns so nahe. Es war dort, wo unsere junge, von den zaubervollen und guten Tagen gewiegte Seele frei wie die Feldkräuter wuchs. Darum blieb Stach genau so, wie ich ihn damals in Erinnerung behalten habe. Ich liebte ihn sogar (dessen bin ich aber erst jetzt bewusst). Ich liebte ihn wie alles, was vergangen ist, was in meiner Erinnerung für immer unschätzbar und unwiderruflich blieb […].

Aus dem Ukrainischen von Tetjana Kozub, Lyubomyr Borakovskyy

Nyzhankiwskyj, Bohdan: „Stach“. In: Gabor, Wasyl (Hrsg.): Dwanadzjatka. Najmolodscha lwiwska literaturna bohema 30-ch rokiw xx stolittja. Antolohija urbanistytschnoji prosy. [„Zwölf “. Die jüngste literarische Boheme Lwiws der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts: die Anthologie urbaner Prosa]. Piramida: Lwiw 2006, S. 107.