Die römisch-katholische Kathedrale Mariä Himmelfahrt

Kathedrale Mariä Himmelfahrt. Unbekannter Autor. Foto, 1920

Die römisch-katholische Kathedrale Mariä Himmelfahrt, auch die Lateinische Kathedrale genannt, ist eine der ältesten Kathedralen in Lwiw, die sich an der süd-westlichen Ecke des Rynok Platzes befindet. Das Gebäude im gotischen Stil wurde mit 67 m Länge und 23 m Breite um die Jahrhundertwende des 14. auf das 15. Jahrhundert nach den Bauplänen des Stadtarchitekten Pioter Stecher errichtet. Mit dem Bau der Kirche wurde bereits zu Zeiten des Königs Kazimierz III. 1370 begonnen. Ihre Bauzeit durchlief somit die Gotik, Renaissance und das Barock. Im Innenraum der Kathedrale gibt es viele wertvolle Baudenkmäler: Skulpturen, Freskenmalereien und kunstvoll gestaltete Kirchenfenster. Die Lateinische Kathedrale war das Herz von Lwiw, von ihren Stufen wurden die Staatserlässe verkündet.


Jan Parandowski.
Der Himmel in Flammen

Mit der nahenden Dämmerung begann sich Teofil Sorgen zu machen, dass man die Bibliothek schließen würde. Er rechnete aber damit, dass es ihm gelang, sich in der Menschenmenge zu verlieren, die schon auf die Ostermesse wartete und die Kathedrale umgab. Gegenüber der Gubrynowicz-Buchhandlung stand eine Soldatengruppe mit Gewehr bei Fuß. Der apostolische Monarch hatte einen Teil seiner Streitkräfte losgeschickt, um der Auferstehung Christi zu gedenken. Er hatte noch mehr gemacht: Es war nämlich ein halbes Dutzend Generäle abgeordnet worden, deren blaue Mäntel und hellgrüne Hüte mit Federn auf der Halicka-Straße wie aufgestellt daherkamen, wodurch ein großer Menschenauflauf verursacht wurde. Teofil wurde gestoßen und da er sich nicht widersetzte, wurde er bis zum Platz des Heiligen Geistes fortgetragen. Er fühlte sich frei, bevor er aber wegging, stellte er sich auf die Zehenspitzen und bemerkte seinen Vater, der beunruhigt mit einer Sorgenfalte über der Nase umherblickte. Mit einem Gefühl, als hätte er eine Gemeinheit begangen, machte sich Teofil auf seinen Weg.

Als er in die Akademicka-Straße abbog, hörte er das Gepolter der Salve. Fast gleichzeitig läuteten die Glocken. Ein Schauer lief Teofil über den Rücken. „Und er hörte die Stimme, die wie lauter Kanonendonner ‚Halleluja!‘ rief “, erinnerte er sich wage an die Worte der Apokalypse. Die Glocken schlugen: zwei mal zwei und drei mal drei; sie schwangen zusammen und wieder auseinander; unter dem dunkelnden Himmel ballten sich Wolken ehernen Tones und ihr immer mächtigerer Anschlag fiel wie schwere Tropfen flüssigen Metalls. Er fing an zu laufen, als ob er vor einem Sturm flüchtete.“

Aus dem Polnischen von Maryna Winnik, Lyubomyr Borakovskyy

Parandowski, Jan: Niebo w płomieniach. [Der Himmel in Flammen].
Puls: London 1994, S. 70