Die St.-Andreas-Kirche

Die Kirche des Hl. Andreas wurde Anfang des 17. Jahrhunderts (den ersten Gottesdienst feierte man hier 1614) unter der Leitung der italienischen und polnischen Baumeister Pawlo Rymljanyn (Paolo Dominici Romanus) und Andrzej Bremer gebaut. Dem ersten verdankt die Kirche ihre feinen Züge der italienischen Renaissance. Die im Inneren prächtig geschmückte Kirche war Teil des Bernhardiner-Klosters. Zusammen mit dem Gebäude des Klosters, dem Brunnen im Innenhof und der Säule zu Ehren von Johannes (Iwan) von Duklja stellt sie ein architektonisch gesehen meisterhaftes Ensemble dar.

St.-Andreas-Kirche. Maksim Ershov / Depositphotos.com. Foto, 2017

Jurij Wynnytschuk.
Iwan aus Duklja – Erlöser von Lwiw

Am 28. September (nach dem alten Kalender) 1648 zog das Heer von Bohdan Chmelnyckyj in Richtung Lwiw. Vor den Stadtmauern waren hohe Wälle aufgeschüttet worden, aus denen spitze Pfähle ragten. Eben auf diesen Wällen befanden sich die Verteidigungsstellungen eines Teils des Militärs und der Bürger. Der andere Teil verteidigte das Hohe Schloss und die Stadtmauern.

Inmitten eines erbitterten, nächtlichen Sturms, als die Pfähle nachzugeben begannen, die Wälle mitsamt den Stützbalken zerfielen und die Kräfte der Stadtverteidiger schon nachließen, geschah ein Wunder. In der dunklen Nacht, die die Herzen der Lwiwer Einwohner mit Angst und Schrecken erfüllte, erblickten sie plötzlich einen Heiligen in der Höhe über der Bernhardinerkirche. In einem groben Büßerhemd, das mit einem Strick festgebunden war, kniete er und betete, die Hände zum Himmel erhoben, seine Gestalt von grellem Licht umstrahlt.

Die Einwohner der Stadt erkannten den heiligen Iwan aus Duklja, dessen sterbliche Überreste im Bernhardinerkloster ihre Ruhe gefunden hatten und spürten plötzlich neuen Kampfeseifer, ihre Kräfte wuchsen unaufhaltsam, während die der Angreifer allmählich nachließen und sie sich langsam zurückzogen.

Man erzählte, dass Bohdan Chmelnyckyj selbst später einige Male zugab, dass Lwiw wohl unter der Obhut eines Heiligen stehe. Angeblich ließ er darum Gnade vor Recht ergehen und versöhnte sich mit den Lwiwer Bürgern.

Aus dem Ukrainischen von Sofija Berlinec’, Tetyana Lyashenko

Wynnytschuk, Jurij: Lehendy Lwowa [Sagen aus Lwiw]. Piramida: Lwiw 2000, S. 118 f.

Belagerung Lwiws durch die Tataren und Kosaken im Jahr 1648. K. A. Niedbałowicz. Kupferstich, 1702