Die St.-Peter-und-Paul-Kirche

St.-Peter-und-Paul-Kirche. Olga Beregelia / Depositphotos.com. Foto, 2017

Die griechisch-katholische Kirche der Heiligen Petrus und Paulus wurde zwischen 1610 und 1630 durch den Jesuitenorden errichtet. Das Gebäude stellt das erste Beispiel der Barockarchitektur in Lwiw dar. Es ist nicht bekannt, wer das Gebäude entwarf, doch die Bauarbeiten leitete der italienische Architekt Giacomo Briano. Gebaut wurde die Kirche auf Kosten von Elżbieta Lucia Sieniawska, die hier auch begraben wurde. Zu den wichtigsten Kunstwerken der Kirche gehören der Altar des deutschen Bildhauers Sebastian Fesinger aus den Jahren 1744–1747 sowie das Kruzifix aus Ebenholz von Jan Pfister (1616). Beeindruckend ist auch die Hauptfassade des Gebäudes, die u. a. ausdrucksstarke Skulpturen von jesuitischen Heiligen schmücken und dem Gebäude das typische Gepräge jesuitischer Barockarchitektur verleihen. In der Zeit der Sowjetunion befand sich in der Kirche das Bücherlager der Nationalen Wasyl-Stefanyk-Bibliothek. Im Jahr 2011 wurde das Gebäude der Ukrainischen griechisch-katholischen Kirche übergeben.


Alphons Heinrich Traunpaur.
Dreyßig Briefe über Galizien oder Beobachtungen eines unpertheyischen Mannes, der sich mehrals nur ein paar Monate in diesem Königreiche umgesehen hat

Die über dem Haupttor der Jesuiten-Kirche in Lemberg angebrachte Inschrift: Sedes Sapientae“, kann keineswegs dem etwaigen Stolz dieser geistlichen Herren zu Last fallen. Sie war der Titel des Muttergottes-Bildes, das man in dieser Kirche verehrte, und der bekanntermaßen aus dem lauretanischen Litauen entlehnet ist.

Man erblickt aber auch über dem Eingang dieser schönen, aus schwarzem Marmor gebauten Kirche die Potockischen Wappen, wobei man sich noch eine schaudervolle Geschichte erzählt; für deren Wahrheit ich aber eben nicht bürgen möchte.

Es soll nämlich in dieser Kirche, die anfänglich von Holz erbauet war, ein Priester am Altar von einem despotischen Potocki, und zwar aus der Ursache mit einer Pistole seyn erschossen worden, weil er am selben Tag eine scharfe Predigt über das sechste Gebot, und dies im Beyseyn dieses gestrengen Magnaten gehalten, der unter andern auch die Gewohnheit hatte, daß er jede Braut mit Gewalt zu sich bringen ließ, und die erste Hochzeitnacht mit ihr zubrachte.

Es waren also während der Predigt alle Augen auf diesen Tirann gerichtet, worüber sich dieser so sehr entrüstete, daß er diesen Priester am Altar seiner Rache aufgeopfert.

Als er nun einige Jahre darauf in eine tödliche Krankheit verfiel, litt er unbeschreibliche Schmerzen. Er konnte weder genesen noch sterben. Da bewog ihn sein frommer Beichtvater, die begangene greuliche That zu bereuen, und mittels einer Stiftung wieder gut zu machen.

Er that es, hinterließ eine Million pohlnischer Gulden zur Erbauung der nachmaligen schönen Kirche und gab wenige Stunden darauf seinen Geist auf.

Traunpaur, Alphons Heinrich: Dreyßig Briefe über Galizien oder Beobachtungen eines unpertheyischen Mannes, der sich mehr als nur ein paar Monate in diesem Königreiche umgesehen hat. Bei G. Ph. Kücherer und E. Beer: Wien u. a. 1787, S. 60 ff.