Die in der Fedorowa-Straße Nr. 27 liegenden Ruinen gehören der Synagoge „Goldene Rose“. Mit dem Bau wurde 1582 begonnen, der Architekt der Synagoge war Pawlo Schtschaslywyj. Bei weiteren Bauarbeiten, vor allem im Jahr 1595, als das Gebäude erweitert und vervollständigt wurde, halfen ihm zwei weitere Lwiwer Baumeister: Amwrosij Prychylnyj (sein richtiger Name war Vaberene Nutclauss) und Adam Pokora (richtiger Name: Adam de Larte), beide italienischer Herkunft. Der Baustil der Synagoge wies klare Züge der Renaissance auf. Das Äußere der Synagoge war im Vergleich zur inneren Ausstattung bescheidener. Dies geht auf die damaligen Vorschriften zurück, laut denen die Synagogen nicht höher als andere Gebäude in der Stadt sein durften sowie einfacher als Kirchen aussehen mussten. Der Innenraum bezauberte aber durch reiche, schöne Fresken und vor allem durch den kostbaren Toraschrein, verziert mit prächtigem Schnitzwerk aus weißem Stein. 1941 wurde die Synagoge geplündert und 1943 durch die deutsche Wehrmacht zerstört.
Nathan Samuely.
Alt-Lemberg

Die Synagoge war ihr Schutzhaus, ihre Heimstätte, ihr Zerstreuungs- und Belustigungsort. Aber auch bei den Toten fühlten sich die Juden heimisch […]. Synagoge und Friedhof sind auch die einzigen Stätten, an welchen der Geschichtsforscher den verwitterten Spuren der früheren Jahrhunderte nachgehen kann. Die Synagoge mit ihren Denktafeln und alten Chroniken, und der Friedhof mit seinen zerfallenen Grabsteinen erzählen mit beredten Zungen, was unsere Eltern gelitten und wofür sie gekämpft haben. Der hiesige jüdische Friedhof hat bereits ein Alter von mehr als fünfhundert Jahren hinter sich.
Samuely, Nathan: „Alt-Lemberg“. In: Woldan, Alois (Hrsg.): Europa erlesen: Lemberg.
Wieser Verlag: Klagenfurt 2008, S. 114.
Józef Wittlin.
Mein Lemberg
Ich könnte noch viele steinerne Besonderheiten in Lemberg erwähnen, die Synagoge der Goldenen Rose zum Beispiel auf der Blacharska-Straße. Einst hat man mir sogar zugeredet, ich solle ein Drama über diese „Gildene Rojze“ schreiben, die unter geradezu shakespeareschen Umständen die Renaissance-Synagoge vor der Zerstörung gerettet hatte. […] O Gott! Gott der Polen, Ukrainer, Armenier, Gott der Lemberger Juden, die völlig ausgerottet wurden! Ohne Ende könnte ich die heiligen Stätten aufzählen, die man Dir so großzügig in dieser Stadt errichtet hat, doch die Zeit drängt zu weltlicheren Dingen. Die Kerzen in allen Kirchen und Synagogen brennen aus, die Nacht neigt sich dem Ende zu, und bald beginnen auf dem Schießstand die Geister aller Hähne zu krähen, die je die Brust Lemberger Schützenkönige geziert haben.
Wittlin, Józef: „Mein Lemberg“. In: Woldan, Alois (Hrsg.): Europa erlesen: Lemberg.
Wieser Verlag: Klagenfurt 2008, S. 167 f.