Dieser Teil der Stadt war früher ein Dorf, das später Lwiw angeschlossen wurde. Der Besitzer dieses Territoriums war der Kleinbürger Paul Goldberhof. Da sich in der Kulparkiwska-Straße seit dem 19. Jahrhundert eine psychiatrische Klinik befindet, wird Kulparkiw von den Lwiwern häufig mit dieser Klinik assoziiert. Man sagt oft: „Geh nach Kulparkiw!“, was bedeutet: „Du bist verrückt!“

Jurij Wynnytschuk.
Wie der Waldort Paporot erschien
Es gab einmal dort, wo jetzt Kulparkiw ist, einen Waldort namens Paporot’ (dt. Farn). […] Hier lebte in einem Gehöft ein Pechbauer mit seiner Frau.
Eines Abends klopfte jemand an seine Tür. Der Hauswirt öffnete sie und sah auf der Schwelle einen alten Mann, der nach einem Nachtlager suchte. Die Hausherren ließen den alten Mann herein, speisten ihn mit dem, was es zu Hause gab, und brachten ihn zu Bett. Am Morgen wachten sie in einem Schloss auf, das voller kostbarer Güter war. Der Alte war spurlos verschwunden. […]
Nach einem Jahr, am gleichen Abend, pochte wieder jemand an die Tür. Der Wachmann rieb sich den Schlaf aus den Augen und rief gähnend:
„Wer ist denn da?“
„Ein alter Wanderer bittet um ein Nachtlager.“
„Einen Augenblick“, murmelte der Wachmann, „ich muss den Herrn fragen.“ Er schleppte sich ins Zimmer, wo die Herrschaften sich schon zum Schlaf vorbereiteten.
„Mein Herr! Mein Herr?“
„Was ist denn los?“
„Ein Alter bittet um ein Nachtlager.“
„Wirf ihn zur Hölle hinaus! Das ist kein Gasthof, sondern ein Schloss! Warte! Gib ihm die Reste, die vom Abendessen geblieben sind.“
Der Wachmann nahm einen Topf mit den Resten, trug ihn zum Tor hinaus, öffnete das Fensterchen und sagte zu dem Alten: „Mein Herr befiehlt Ihnen, wegzugehen. Hier haben Sie was zu essen. Legen Sie Ihre Mütze ab.“ Der Alte setzte seine Mütze ab, der Wachmann füllte sie mit den Resten und schloss das Fensterchen. Der Wanderer schüttelte traurig den Kopf, flüsterte etwas und schüttete die Reste auf das Tor. Und das prächtige Schloss mit allen Bewohnern versank auf einmal in einer Kluft.
Aus dem Ukrainischen von Petro Kozak, Oksana Molderf
Wynnytschuk, Jurij: Lehendy Lwowa [Sagen aus Lwiw]. Piramida: Lwiw 2000, S. 13 f.