
Nach der Zerstörung von Halytsch, der Hauptstadt des Rus’-Fürstentums Halytsch-Wolhynien, während der Mongolenanstürme im 13. Jahrhundert wurde Lwiw 1259 zur neuen Hauptstadt des Fürstentums. Es besteht kein Konsens bezüglich des Gründungsjahres von Lwiw. In der Galizisch-Wolhynischen Chronik wird mit Bezug auf das Jahr 1256 (im Original 1259) erwähnt, dass man auch von Lwiw aus einen heftigen Brand in Cholm beobachten konnte. Die Stadt bekam ihren Namen zu Ehren von Lew (Löwe) Danylowytsch, dem Sohn des bedeutendsten Fürsten von Galizien-Wolhynien, Danylo Romanowytsch (Halyckyj). Dem Löwen kann man auch heutzutage im Wappen der Stadt und in vielen Skulpturen begegnen. Fürst Danylo unterstellte sich dem Schutz des Papstes und erhielt von ihm 1253 den Titel eines Königs. Er ließ auf dem höchsten Berg der Stadt eine Burg und zu dessen Fuße die Ansiedlung bauen, die den Namen Lwiwhorod bekam. Die Stadt war so stark befestigt, dass sie 40 Belagerungen standhielt. Durch ihre günstige geographische Lage zog sie Armenier, Polen, Juden und Deutsche an und verwandelte sich schnell in eine große Handelsstadt.
- Galizisch-Wolhynische Chronik (um 1256)
- Anonymus (1591)
- Józef Bartłomiej Zimorowic. Ruthenisches Lwiw
- Józef Bartłomiej Zimorowic. Auf das Wappen der Stadt Leopolis
Galizisch-Wolhynische Chronik (um 1256)
Cholm geriet in Brand wegen eines verflixten Weibes […], und die Feuersbrunst war so breit, dass man sie von überallher, auch von Lwiw aus über die Belser Felder sehen konnte, denn heftig waren die Flammen des Brandes.
Aus dem Ukrainischen von Alla Paslawska
Litopys ruskyj. Aus dem Altruss. von L. J. Machnowec. Hrsg. v. O. Myschanytsch.
Dnipro: Kyjiw 1989, S. 418.
Anonymus (1591)
LEOPOLIS
Es trägt die Stadt das Zeichen eines Fürsten gleichen Namens,
Dem einst bei den Ruthenen Ehr und Ruhm zukamen.
In Halytsch hat den Th ron von Kiew ruhmvoll er gewonnen
Und auch das Land im Umkreis in Besitz genommen.
Es herrscht der Leu von Urzeit an, ohne der Menschen Wort zu kennen,
Das Bild im Wort vermag uns Gottes Reich zu nennen.
Auf, wappne dich, Ruthenisches Volk, in großen Scharen,
Mög’ Christus selbst dir deinen wack’ren Sinn bewahren.
***
Wenn Gott Neid verleiht, vermag der Mensch nichts,
Und wenn nicht Mühe dazu kommt, gelingt ihm nichts.
Aus dem Ukrainischen von Alois Woldan
Anonym: „Leopolis“. In: Woldan, Alois (Hrsg.): Europa erlesen: Lemberg.
Wieser Verlag: Klagenfurt 2008, S. 18.
Józef Bartłomiej Zimorowic.
Ruthenisches Lwiw
Drei Lwiws entdecke ich in einem:
1270. Das erste, ruthenische Lwiw – von Lew, dem ruthenischen Fürsten gegründet, der zwar mit dem Bau anfing, ihn aber nicht zu Ende brachte, weshalb es wie alle Bauten aus der alten Zeit formlos, plump und grob eher einer militärischer Festung als einer Stadt glich – wurde ursprünglich Lewhorod genannt.
Aus dem Lateinischen von Alla Paslawska
Zimorowic, Józef Bartłomiej: „Leopolis triplex czyli kronika miasta Lwowa“. [Leopolis triplex oder Chroniken der Stadt Lwiw]. In: Heck, Korneli (Hrsg.): Józefa Bartłomieja Zimorowicza pisma do dziejów Lwowa odnoszące się… Nakładem Gminy król. stoł. miasta Lwów 1899, S. 37.
Józef Bartłomiej Zimorowic.
Auf das Wappen der Stadt Leopolis, den Löwen, der in seinen vorderen Tatzen drei Hügel mit Stern bezeichnet hält
I.
Nicht hat der Himmel was Schöneres als die Sterne,
Nicht die Erde was Größeres als die Berge hervorgebracht,
Was könnten sie dem Löwen der Roxolanen mehr noch geben,
Der diese beiden Trophäen schon in seinem Schild bewacht.
II.
Weinberge hatte Pompeius, der Feldherr
Zu Siegeszeichen erhoben – so erzählt die Legende;
Keiner aber hat noch die Sterne dem Himmel entwendet,
Zu seinen Trophäen gemacht – oder nur einer:
Dem Löwen der Roxolanen allein hat das siegreiche Rom
Berge und Sterne als Geschenk dargebracht.
Aus dem Lateinischen von Alois Woldan
Zimorowic, Józef Bartłomiej: „Leopolis triplex czyli kronika miasta Lwowa“. [Leopolis triplex oder Chroniken der Stadt Lwiw]. In: Heck, Korneli (Hrsg.): Józefa Bartłomieja Zimorowicza pisma do dziejów Lwowa odnoszące się… Nakładem Gminy król. stoł. miasta Lwów 1899, S. 6.