
Maria Konopnicka war eine polnische Dichterin und Schriftstellerin, Literaturkritikerin, Publizistin und Übersetzerin. Heute gilt sie als eine der bedeutendsten Vertreterinnen des polnischen Positivismus. Konopnicka debütierte 1870 mit dem Gedicht „Am Wintermorgen“. In ihrem künstlerischen Nachlass findet man lyrische und Prosawerke sowie Kinderbücher in polnischer Sprache, aber auch drei Sammelausgaben in deutscher Sprache. Sie schrieb den Text der inoffiziellen Nationalhymne Polens „Rota“.
Iwan Franko.
Maria Konopnicka
Maria Konopnicka heisst sie, ein Name, welcher außerhalb Polens derzeit noch wenig bedeutet, in Polen selbst aber seit seinem ersten Erscheinen vor fünfundzwanzig Jahren wie ein heller Stern auf dem dichterischen Horizonte glänzt, seit jener Zeit aber mit jedem neuen Werke, mit jeder neuen Gedicht- und Novellensammlung immer heller und strahlender erschien. Gegenwärtig, nach dem Tode Asnyks, ist Konopnicka unstreitig die größte Dichterin polnischer Zunge und neben Elize Orzeszko das bedeutendste dichterische Frauentalent nicht nur der polnischen, sondern der gesamten slawischen Literatur.
Doch nicht die Größe des poetischen Talents allein, nicht der Reichtum der
schöpferischen Phantasie, nicht die wunderbare Sensibilität ihres Naturells und
nicht der Glanz ihrer Form und der hohe Sprung ihrer Sprachgewalt machen Maria Konopnicka zu einer großen, ungemein wichtigen Erscheinung in der Entwicklung der polnischen Nation. Das Wichtigste und historisch Merkwürdigste an ihr ist der Ideengehalt ihrer Schöpfungen und zugleich diese Fülle echten weiblichen Gefühls, welche sie in den Dienst ihrer Ideale gestellt hat. Konopnicka ist vor allem Dichterin des polnischen Volkes, richtiger des polnischen Bauers; dieser Bauer und der ihn nährende Boden, der polnische Boden, sind ein festes Zentrum ihrer Weltanschauung, der Mittelpunkt, zu welchem alle ihre Gefühle und poetischen Visionen streben und von welchem aus sie ihre spezielle Beleuchtung, einen besonderen Lebensodem empfangen.“
Franko, Iwan: „Maria Konopnicka“. In: Ders.: Beiträge zur Geschichte und Kultur der Ukraine. Akademie Verlag: Berlin 1963, S. 97.