Die St.-Anna-Kirche

Die St.-Anna-Kirche befindet sich an der Straßengabelung der Horodockaund der Janiwska-Straße. Sie entstand als eine kleine hölzerne Kapelle im Jahre 1507 und wurde mehrmals zerstört, aber immer wieder aufgebaut. Erst nach den Renovierungsarbeiten im Jahr 1730 bekam sie ihr heutiges Aussehen. In den sowjetischen Zeiten wurde die Kirche zu einem Möbelgeschäft, die gesamte Inneneinrichtung wurde zerstört. In der Zeit der Unabhängigkeit der Ukraine wurde die Kirche wiederum eröffnet und renoviert.

St.-Anna-Kirche. O. Diachok. Foto, 2017

Zenon Tarnawskyj.
Wind über Janiwska

Die Janiwska-Strasse entlang, von der St.-Anna-Kirche an Artilleriekasernen, einer Kneipe und der Bem-Ecke vorbei wehte der Wind. Er wehte bis zur Straßengabelung und verschwand dort, zerstreute sich wie ein Truppenzug, der gerade von einer Übung zurückkehrte. Der Zug selbst steht immer noch da, militärisch gekleidet, als plötzlich der Befehl des Befehlshabers kommt:

„Aaaauseinander!“, und augenblicklich gehen alle auseinander. Verschwinden einfach. Von einem aufgestellten, kampfbereiten Zug bleibt nur das Getrampel der Stiefel, das endlich zwischen den Kasernenmauern verstummt. Der Wind verschwand jetzt hinter der Gabelung. Da war es schon flach und offen, und es gab keinen Weg zurück, es gab keinen Platz, um Geräusche zu machen. Und Wind ohne Geräusch ist kein Wind, ist nur ein Hauch, und niemand denkt an ihn, bemerkt ihn nicht einmal. Als er noch die Janiwska-Straße entlang wehte, war er noch ein richtiger Wind. Er flitzte über Kastanienbäume und Akazien, blickte in die Fenster hinein, vertrieb Spatzen und Krähen, rüttelte an den Zäunen, die die jüdische Schanze umzäunen, deckte beschädigte Dächer ab, wirbelte Staub auf, hob die Kleider der Mädchen an, riss den Hut eines alten Emeriten in die Höhe und eilte lachend bis zur Toms-Mühle. Dort vermischte er sich mit dem Gedröhn der Mühlenmaschinen, kraulte Pferdemähnen, kratzte mit scharfen Krallen über das Blechdach und eilte bis zur Gabelung. Die Pferde, die im Hof der Gruber-Mühle standen, waren ruhig, das waren die Pferde der Leute aus Rjasna Rus’ka oder sogar aus einem noch weiter entfernten Vorort. Sie konnten sogar aus Jaworiw oder Krakowec sein, da diese Vororte auf der Janiwska-Straße liegen und Pferde, die aus ihrem heimatlichen Stall auf diese Straße heraustraten, keine andere Wahl als diese Strecke hatten. Ihre Besitzer hatten auch keine andere Wahl. Am Morgen aufs Feld, in der Nacht vom Feld zurück und im Herbst zu Gruber Getreide mahlen.

Aus dem Ukrainischen von Olena Shyryayeva

Tarnawskyj, Zenon: „Witer nad Janiwskoju“. [Wind über Janiwska]. In: Gabor, Wasyl (Hrsg.): Dwanadzjatka. Najmolodscha Lwiwska literaturna bohema 30-ch rokiw xx stolittja. Antolohija urbanistytschnoji prosy. [„Zwölf “. Die jüngste literarische Boheme Lwiws der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts: Anthologie urbaner Prosa]. Piramida: Lwiw 2006, S. 163.